Donnerstag, 25. März 2010
Das Buch "Der Schießbefehl am 9. Oktober 1989" ist jetzt vollständig (über 150 Seiten) als Netzpublikation der Deutschen Nationalbibliothek zur uneingeschränkten Nutzung im Angebot unter:
http://d-nb.info/1205123636

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Eine Dokumentation - keine Legende!

Aus Moskau kam er nicht, der Befehl. Gorbatschow hatte mit dem Satz „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ eher vor einem Blutbad gewarnt als dazu aufgerufen. Die gewohnt Moskau treuen Berliner SED-Betonköpfe waren am Abend des 9. Oktober 1989 vor der Entscheidung „abgetaucht“ und hatten die Leipziger Bezirks-Betonköpfe, am Telefon wartend, allein gelassen. „Jetzt sind sie rum“ (um den Leipziger Innenstadtring) soll der Ranghöchste, Helmut Hackenberg, vor dem schweigenden Telefon der SED-Bezirks-Machtzentrale gegen 19 Uhr enttäuscht gesagt haben.
Die unteren Dienstgrade von Polizei und Militär, bis an die Zähne bewaffnet, waren in Angst und Bange um ihre Frauen, Kinder und Freunde. In den Leipziger Betrieben und der Karl-Marx-Uni hat die zivile SED-Soldateska den ganzen Tag lang die Bevölkerung vor der konsequenten Niederschlagung der Abenddemo gewarnt. Aus der mittleren Ebene der SED-Militärs, von den perfekt integrativen Befehlsempfängern und zugleich Befehlsgebern kam die größte Gefahr. Die Parole war: „Heute wird ein für alle mal Schluss gemacht mit der Konterrevolution!“

Ein dokumentiertes, historisch brisantes Ereignis:
Ein Oberstleutnant, Stabschef der 21. Bereitschaftspolizei „Arthur Hoffmann“, kaserniert in der Essener Straße in Leipzig, gab am 9. Oktober 1989 in Vorbereitung des abendlichen Einsatzes im Rahmen einer Belehrung seinen prophylaktischen Schießbefehl: „Wenn sie auf meinen Befehl nicht auf das bewusste Knöpfchen des PKT drücken, dann stehen sie am nächsten Tag wegen Befehlsverweigerung vor dem Militärstaatsanwalt“. (PKT war das Kürzel für die Maschinengewehre im Turm der gepanzerten Fahrzeuge.) Über diese Belehrung haben sich die Bereitschaftspolizisten im Januar 1990 in einem Brief an das Leipziger Bürgerkomitee, Sachgebiet Betriebsräte/Gewerkschaften, beschwert. Am 7. März 1990 fand in der Leipziger Braustraße 17 ein historisches Gespräch statt. Das Protokoll enthält die Sätze: „Der oben genannte Brief wurde verlesen. Herr OSL Wächtler akzeptierte im Gespräch, dass die im Brief dargestellte Formulierung bzgl. des „Knöpfchendrückens“ von der inhaltlichen Aussage her wahr ist.“ Das archivierte (und heute vergessene) Protokoll wurde unterschrieben vom OSL Wächtler und vom damals zuständigen Bürgerkomitee-Mitglied Mey.
Die Unterlagen zu diesem Vorgang wurden zugeleitet dem Staatsanwalt des Bezirkes Leipzig, dem Militärstaatsanwalt Leipzig und im zeitlichem Abstand zweifach dem Sächsischen Staatsministerium des Inneren. In verschiedenen Antwortschreiben bis 1992 können Formulierungen wie „zur weitern Bearbeitung übergeben“ oder „willkürliche Maßnahmen also nicht möglich“ im ABL Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. nachgelesen werden.

Im Januar 1993 wurde aus Dresden mitgeteilt, dass der Referatsleiter für Organisation der Bereitschaftspolizei, Polizeioberrat Alfred Wächtler, kurz vor seiner Verbeamtung steht. Die archivierten Dokumente von 1989/90 (Brief der Bereitschaftspolizisten, Gesprächsprotokoll, Schriftverkehr) waren damals noch „warm“. Die Printmedien hatten darauf Zugriff und berichteten ab 28. Januar 1993 am laufenden Band und im Osten Deutschlands flächendeckend.
Für die Dresdener Staatsregierung waren diese Zeitungsberichte extrem peinlich. Am 27.1.1993 hieß es gegenüber der Leipziger Volkszeitung, die Unterlagen müssten erst zusammengesucht werden. Bevor dies geschah, reiste im Februar 1993 der hohe Beamtenhelfer Polizeidirektor a. D. Hubertus Nowak, ehemals Leiter der Polizeidirektion Ulm, von Dresden nach Leipzig. Er hatte noch vier Ohren mit, die außer „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ nichts gesagt haben. Roland Mey empfand es so, als sollte zunächst eruiert werden, ob vielleicht für den anderen, nicht zur Verbeamtung vorgesehenen Protokoll-Unterschreiber vom 7.3.1990 eine „amtliche Psychopath- Abstempelung“ möglich ist; ganz im Sinne der Stasi-Methode GHG. Guck und Horch liefen sehr stasikonform; Greif war glücklicherweise nicht mehr möglich! Als dem Wessi-Helfer die „Irreerklärung“ unmöglich schien, da wurde das ungleiche „3 zu 1 Treffen im Leipziger Rathaus“ grotesk: Der Mann aus Ulm behauptete ernsthaft, dass die Schießbefehl-Belehrung nur der selbstverständlichen „Fürsorgepflicht eines Vorgesetzten gegenüber seinen unterstellten Mitarbeitern“ geschuldet war. Erst die Gegenfrage nach der Fürsorgepflicht gegenüber den 70 tausend Montagsdemonstranten brachte den Leitenden Polizeidirektor a. D. zum Nachdenken über den vorauseilenden Gehorsam des SED-Kommandeurs.
Leipzig, 20 Jahre nach der ddR, am 7.3.2010

Nachwort zum prophylaktischen Schießbefehl

Das Schlimmste in der DDR war für mich die geistige Unterdrückung; die fehlende Schreibe- und Redefreiheit! Als diese mit unserer deutschen demokratischen Revolution erkämpft war, habe ich als ehemaliger „Schütze Arsch im letzten Glied“ in einem Wonnegefühl von Rede- und Schreibefreiheit quasi „gebadet“. Zwischen 1989 und ca. 1994 erschienen von mir unzählige Artikel in verschiedenen Zeitungen (FAZ, Die Zeit, Die Welt, LVZ u. a.). Von 1990 bis 1994 war ich Stadtratsmitglied in Leipzig. Die DDR hatte ich mit der „Methode Humor“ für mich erträglicher gemacht. Diese Methode hat mir in den folgenden Jahren geholfen, die verschiedenen persönlichen Enttäuschungen „der freien Welt“ besser verarbeiten zu können. Das sollte bekannt sein, bevor weitergelesen wird.

Im Leipziger Bürgerkomitee hatten meine Freunde und ich 1989/90 situationsbedingt ein naives Bild vom westdeutschen Bürger: fachlich kompetent, charakterlich sauber und grundsätzlich in weißer Weste. Am 6.10.1993 veröffentlichte die FAZ meinen Artikel „Leipziger Erfahrungen mit westlichen Helfern“ mit dem Satz „Ich kann mich an keine persönliche Einschätzung erinnern, die so extrem verfehlt war.“ Unmittelbar danach erhielt ich schriftlichen Beifall von einigen FAZ-Lesern aus dem Westen. Während meines „bundesrepublikanischen Lebens“ sammelte ich weitere solche Erlebnisse im Gedächtnis. In meinem Buch „Humoresken aus der DDR“ mit dem Untertitel „SED-Diktatur erlebt als Elend, in Schlaraffia und im Bürgerkomitee Leipzig“ - ISBN 978-3-9811061-3-8, www.osirisdruck.de, „Selbstverlag“, 100 Seiten mit 14 Bildern/Grafiken, 1. Auflage Leipzig 2007 - steht auf Seite 89 die komprimierte Konsequenz meiner Lebenserfahrung: „Wer Doktor ist, bestimme ich! Das ist in vernünftigen Zeiten ein schizophrener Satz; aber in schizophrenen Zeiten ein vernünftiger Satz. Welche geistigen Zeiten wir jetzt haben, das muss ich allerdings jedem Leser selbst überlassen.“

Historiker und Interessierte können in den Stadt-Archiven von Leipzig und Frankfurt am Main eine andere umfangreiche Dokumentation sichten unter dem Titel „Das Zusammentreffen von Profession und Vision nach friedlicher Revolution“. Dort soll später auch ein Unikat, die Familie spricht bezüglich Größe und Format von meinem „narzisstischen Telefonbuch“, mit mehr als 100 A4-Seiten Zeitungsberichten aus dem „Schallmey-Verlag Leipzig 1994“ archiviert werden unter dem inzwischen antiquierten Titel „Biete hochinteressante vierjährige Leipziger Ossi-Umbrucherlebnisse - suche hochkarätige sattelfeste Frankfurter Wessi-Karriere.“

Die Geruchsproben und der O-Ton:
Vor einiger Zeit besuchten mich zwei junge Historiker mit Apparaten aus dem Archiv Bürgerbewegung Leipzig. Sie hatten mehr als 100 „Funde“ von mir oder über mich gefunden und nannten das „Fundstellenübersicht“. Nun wollten sie von mir zwar keine Geruchsprobe, wie für die Stasi-Hunde üblich; aber sie haben mir einen so genannten O-Ton „abgenommen“. Jetzt hoffe ich, dass die sich mit "ihrem" Originalton total verschätzt haben. Ich will nämlich noch viele Jahre in Schulen Zeitzeugengesprächen realisieren unter dem Motto: Mit historischem Humor ohne Belehrung zur politischen Bildung!
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Der Schießbefehl vom 9.Oktober 1989

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… wurde prophylaktisch erteilt
in der Kaserne in der Essener Straße (7025 Leipzig)
in Vorbereitung der 21. VP-Bereitschaft „Arthur Hoffmann“ auf den Einsatz gegen die Demonstranten vom 9. Oktober 1989.
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… wurde 2010 in der Hoffnung auf Aufarbeitung erneut archiviert im Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL) und
im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.
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Zum Schießbefehl vom 9. Oktober 1989

Legende: Der Schießbefehl, der zu unser aller Glück „nur“ ein prophylaktischer war, wurde im Rahmen der Vorbereitung auf den Einsatz am Abend durch den „vorauseilenden Gehorsam“ eines militanten SED-Kommandeurs am 9.10.1989 an Bereitschaftspolizisten gegeben. Die „Befehlsunterlagen“ wurden 1990/91 archiviert, im Januar 1993 von den Printmedien „aufgestöbert“ und danach von uns allen wieder vergessen. In keinem Buch wird darüber berichtet; weder im historisch wichtigen Buch von Martin Jankowski „Der Tag, der Deutschland veränderte – der 9. Oktober 1989“; Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig 2007, noch im schönen Heft von Doris Mundus „Leipzig 1989 – eine Chronik“, Lehmstedt-Verlag, Leipzig 2009, wo der historisch brisante Vorgang eigentlich hin gehört.
Dass der Sächsische Revolutionsgeschichtsschreiber Nr. 1A Michael Richter, der lange Jahre am Dresdner Institut für Totalitarismusforschung auf Kosten der Steuerzahler viel Papier beschrieben und in Druck gebracht hat, im Jahr 2010 von einem Journalisten (Die Welt) als "Der fleißige IM Thomas" enttarnt wurde, hat in Fachkreisen eingeschlagen wie eine Bombe. Mir wurde erst danach klar, warum der mit an die neue Zeit angepassten Methoden weiter arbeitende IM Thomas meine zugearbeitete "Dokumentation zum Schießbefehl vom 9. Oktober 1989" in seinen Büchern immer wieder ignoriert hatte. Insbesondere die SED-Soldateska der mittleren Ebene in Zivil sowie in Uniform hatte sich damals sehr konkret auf die blutige Zerschlagung der Friedlichen Revolution vorbereitet.

Seit Oktober 2011 wird in Leipziger Buchhandlungen, an den Büchertischen im Leipziger Stasi-Museum in der "Runden Ecke" sowie im Zeitgeschichtlichen Forum und im Internet unter www.osirisdruck.de das Buch "Der Schießbefehl am 9. Oktober 1989" mit dem Untertitel "... mit den Dokumenten des Schreckens und vielen Erlebnissen aus der DDR" für 10,- € zum Kauf angeboten. Das Buch des Autors Roland Mey ist im Verlag OsirisDruck Leipzig erschienen, hat das Format A5 und 138 Seiten. Wer noch immer die Gefahr der blutigen Niederschlagung der firedlichen Oktoberrevolution von 1989 im historischen Rückblick verkennt, der kann in diesem Buch nachlesen und Dokumente sichten.

Roland Mey, Leipzig 2011




Freitag, 5. März 2010


Wahre Freude ist eine ernste Sache! Nehmen Sie diese Erkenntnis als Lebensphilosophie! Das Universum des gesellschaftlichen Lebens enthält alle Themen. Meine Empfehlung: Bearbeiten Sie alles mit der „Methode Humor“!

Zwei extreme Beispiele:
1. Thema: Politische Bildung; insbesondere für
Jugendliche eine trocken-spröde Sache!
Methode: Humor!
Projekt: Mit historischem Humor ohne Belehrung zur
politischen Bildung.
Erfahrung: Funktioniert in Schulen bestens: Immer
disziplinierte Schüler, oft Fragen, manchmal
der Wunsch nach weiteren Gesprächen.
2. Thema: Gesundheit durch Lachen!
Methode: Humor (obligat)!
Hypothese: Mit den „Humoresken aus der DDR“ ist
auch das vermittels Buchlesung /
Erzählung möglich. (Probieren Sie die Leseproben!)

Behauptung: So wie meine zweieinhalbjährige Enkeltochter den Positiv von „sauer“ extrem gesteigert hat, so muss sich auch der Nominativ von „Lachen“ steigern lassen! Charlotte übersprang sowohl den Komperativ „sauerer“ als auch den Superlativ „am sauersten“ und erfand in ihrem Ärger den alle Steigerungsformen vereinigenden Charlottativ „Ich bin sauer – ich bin stinkesauer!“ (Zur Leipziger Situation in Kitas hatte die kleine Charlotte am 16.2.2009 in der LVZ ihren Beitrag unter der Überschrift "Mein Opa, der Holzwurm" veröffentlicht.) Charlotte hat mich nachträglich auf die Idee gebracht: Auch der Nominativ „Lachen“ muss steigerungsfähig sein: Wenn in den angebotenen klassischen Lach-Kursen das „Fratzenziehen“ und das „Zungerauslecken“ durch ein geistreiches Substitut verdrängt werden könnte, dann wird der Gesundheit erhaltende „Wirkstoff“ in der „Lachmedizin“ wesentlich effektiver sein. Ich habe dem "Fratzen-Medium" sofort den Strom entzogen und konnte so nicht erkennen, ob diese Primitiv-Medizin in einem VHS-Kurs oder in einer "Irrenanstalt" appliziert wurde. Seitdem der ausgebildete Briefträger nicht mehr als erfolgreicher Oberarzt Dr. Postel tätig ist, habe ich ohnehin kein Vertrauen mehr in die Psychatrie. (Lesen Sie das hochinteressante Buch "Doktorspiele"; Verlagsangaben und eine kleine Rezension werden hier bald nachgereich!) Allerdings hat meine "Humor-Medizin" auch eine Nebenwirkung, die politische Bildung. Wenn Sie diese Nebenwirkung "in Kauf" nehmen wollen, dann klicken Sie jetzt "auf grün": Leseprobe und mailen Sie mich bei Diskussionsbedarf zur „Methode Humor“ und dem „Wissenschaftlichen Lachen“ danach vermittels zweitem "Grün-Klick" an. Scheiben Sie mir!




Donnerstag, 4. März 2010


Am 4.3.2010 erinnert mich die Leipziger Volkszeitung mit meiner wörtlichen Rede „Sprich frei oder verschwinde“ an mein ehemaliges Leben während der ddR. Vor genau 20 Jahren, am 3. März 1990, hatte ich mit diesem Satz während eines von der Hans-Böckler-Stiftung Düsseldorf organisierten Betriebsrätekongresses in Markkleeberg unbeabsichtigt einen kleinen Tumult „angezettelt“ und durch die Ergänzung „Stottern ist besser als Ablesen … Wir müssen hier alle die freie Rede erst noch erlernen“ voll in Aktion gebracht. Ich erinnere mich, wie damals im Saal des Forsthauses Raschwitz ehemalige FDGB-Funktionäre am Pult schriftlich vorbereitete Beiträge ablesen wollten. Sie kämpften während ihrer eigenen Wende mit dem Argument „überflüssig“ noch verbissen gegen die Betriebräte.
Am 1. März 1990 hat die Leipziger SPD, die ich als SDP in Leipzig im November 1989 mit aufgebaut hatte, zu einer Bürgerdiskussion über Betriebsräte und Gewerkschaften in den Speiseraum des VEB Geophysik eingeladen. Bereits am 7.1.1990 konnte ich in der Leipziger DAZ im Artikel „Zum Verhältnis von Betriebsräten und Gewerkschaften“ deren dringende Notwendigkeit erklären. Die Leipziger Andere Zeitung war die erste unabhängige Wochenzeitung der DDR, die von Januar 1990 bis April 1991 erschien. Die Leipziger Volkszeitung konnte ich erst etwas später für dieses Thema gewinnen. Am 22.1.1990 erschien von mir ein Artikel unter der Überschrift „Bürgerkomitee Leipzig fordert Betriebsräte“ und am 1.3.1990 der ausführliche Beitrag „Was sollen, was können Betriebsräte?“.
Zur damaligen Zeit war noch immer unser Kampfziel die endgültige Zerschlagung der innerbetrieblichen Dreieinigkeit „SED-Betriebsleitung, SED-Parteileitung, SED-Gewerkschaftsleitung“. Noch vor der unmittelbar bevorstehenden, fundamentalen Besitzstandsänderung von VEB in GmbH und AG sollten die Betriebsbelegschaften wichtige Mitspracheorgane erhalten. In Leipzig entstanden nach meiner Erinnerung die ersten Betriebsräte im Kraftverkehr, in einem Reichsbahnwerk und bei Elguwa in Plagwitz. Zur Beschleunigung von Betriebsratsgründungen arbeiteten zur damaligen Zeit in Leipzig im Haus der Demokratie ein Büro des Neuen Forums unter Leitung von Siegfried Kapala und „mein Revolutionsbüro“ im Rahmen des Leipziger Bürgerkomitees in der Braustraße 17, unmittelbar neben dem Geburtshaus von Karl Liebknecht.
Wir waren nicht nur in Leipzig aktiv. In der DDR gab es drei große Glühlampenwerke; in Berlin, Plauen und Oberweißbach. Als ich im März 1990 in meinem Thüringer Heimatort Oberweißbach NARVA-Betriebsangehörige von der Notwendigkeit einer Betriebsratsgründung überzeugen wollte, wurde mir mitgeteilt, dass bereits zwei „kompetente Bayern“ im Betrieb waren, die über die „unbedeutenden Befugnisse von Betriebsräten“ gesprochen hätten. Meine Frage, ob dies zwei Kuhhirten oder zwei Siemensarbeiter waren, konnte nicht beantwortet werden. Und im Übrigen sähe man bezüglich der bevorstehenden Umstrukturierung des Betriebes nicht so schwarz wie ich, „Glühlampen werden doch schließlich immer gebraucht“. Selbst mein Hinweis auf die Herstellungskosten blieb ohne Wirkung. Ein Jahr später waren die Arbeitsplätze verschwunden. Ich selbst musste damals vor der gesellschaftspolitischen Dummheit aus dem Thüringer Wald zurück in die „Revolutionsstadt Leipzig“ flüchten!



Das Plakat „Bildet Betriebräte“ wurde auch in Dresden verwendet und sogar in Rostock wieder gesichtet. Es war im Januar von mir entworfen und von einem Stasi-IM mit guten Beziehungen zu einer NVA-Druckerei in großer Stückzahl hergestellt worden. Der IM wurde im Februar, unmittelbar nach seiner Enttarnung, aus dem Leipziger Bürgerkomitee abgewählt.
Auch über diese Arbeit im Leipziger Bürgerkomitee wird umfangreich berichtet in meinem Buch „Humoresken aus der DDR“, www.osirisdruck.de. Das Buch liegt auf dem Büchertisch im Leipziger Stasi-Museum in der „Runden Ecke“. Zur kommerzfreien Verteilung an Schülersprecher in Schulen und in Bibliotheken suche ich zwecks Druckkostenübernahme (von ca. 400,- €) einen Sponsor, der sich unter www.osirisdruck.de einloggen sollte oder mich anmailt unter schallmey-verlegung@web.de